Sind Mitglieder- und Vorstandsbeschlüsse im DWZRV nicht mehr wert, als das Papier auf dem sie stehen?
Dass es im Hundezuchtverein hoch hergehen kann und sich die Gemüter mit unterschiedlichen Gesinnungen auch heftig erhitzen können, ist uns allen wohl bekannt. Man hat sich daran gewöhnt, es scheint eine tolerierte Unausweichlichkeit der Szene zu sein.
Was sich zurzeit im DWZRV abspielt, hat allerdings ein neues Level erreicht und macht mich persönlich betroffen und traurig – es erschüttert auch irgendwie meinen Glauben an die Institutionen!
Ich war immer der Überzeugung, dass die Zucht im VDH und in dem die Windhunde betreuenden VDH-Mitgliedsverein DWZRV das Maß aller Dinge in puncto Hundezucht in Deutschland sei. Die Regularien sind durchorganisiert und erprobt, Züchter werden unterstützt und geprüft, der Verein weist für die Züchter einen Weg in eine gesunderhaltende, moderne Hundezucht – hier lohnt es sich, Engagement, Zeit und Energie einzusetzen … Doch weit gefehlt!
Zur Sachlage:
Für die Rasse Silken Windsprite wurde 2021 eine wissenschaftlich fundierte Zuchtstrategie entwickelt. Anschließend wurde die erarbeitete Strategie im Rassemeeting von den Mitgliedern befürwortet. Diese Strategie, die der langfristigen Festigung und Gesunderhaltung der Rasse dienen soll, sieht unter anderem ein Backcross-Projekt mit den Ursprungsrassen des Silken Windsprite vor. Dies wurde, unter Verwendung des Whippet und Shetland Sheepdog (Sheltie) als Backcross-Partner beantragt. Der Backcross soll der Erhöhung der Diversität mit den damit verbundenen Vorteilen für einen Rasse-Genpool dienen. Ein Zuchtmittel, das im Ursprungsland der Rasse, den USA, seit jeher regelmäßig angewandt wird.
Das Projekt wurde im Rassemeeting abgestimmt, beim VDH beantragt und dann 2024 vom VDH gemäß § 9.1 der VDH-ZO mit dem Backcrosspartner Whippet bewilligt. Es wurde eine Backcross-Kommission gebildet, bestehend aus Vorstandsmitgliedern, dem ZKM der Rasse, externer wissenschaftlicher Begleitung und im späteren Verlauf einigen Züchtern. Der DWZRV hat sich im Nachgang in Beratung mit dem Backcross-Komitee entschieden, auch den Sheltie mit in das Programm aufzunehmen. Schriftliche Bewilligungen für Whippet- und Sheltie-Backcross, unterschrieben von der damaligen Präsidentin, wurden erteilt.
Wichtig hierbei ist: Der DWZRV darf das entscheiden, auch ohne die Zustimmung des VDH!
Hier ein Auszug aus „Inhalte von Zuchtbestimmungen kynologischer Organisationen“ (Unser Rassehund, 09/2022):
„Ein VDH-Verein darf einen weiteren Abschnitt im Zuchtbuch haben, nämlich einen für nicht von der FCI anerkannte Hunde, ist aber keineswegs dazu verpflichtet. In diesen Abschnitt, der formal etwas unterschiedlich gestaltet sein kann, darf er etwa Hunde aufnehmen, die keine FCI-anerkannte Ahnentafel aufweisen, insofern handelt es sich um einen klubinternen Abschnitt des Zuchtbuchs, der nichts mit dem VDH und der FCI zu tun hat. Bei diesen Hunden muss die Eintragung so gestaltet sein, dass klar erkennbar ist, dass es sich nicht um FCI-anerkannte Hunde handelt, und es muss dafür gesorgt werden, dass eine Verwechslung mit FCI-anerkannten Hunden nicht möglich ist. Noch vor kurzer Zeit hat es für VDH-Vereine die Option nicht gegeben, Hunde, die nicht nach den Regeln des VDH und der FCI gezüchtet worden sind, in einen zusätzlichen Teil des Zuchtbuchs aufzunehmen.
Diese Möglichkeit wurde vor Gericht erstritten (…). Ahnentafeln, die zu Hunden gehören, die nicht aus FCI-anerkannter Zucht stammen, dürfen weder das VDH-Logo noch das FCI-Logo tragen. Wohlgemerkt, hier ist von dem weiter oben beschriebenen zweiten Abschnitt des Zuchtbuchs die Rede, der von einem Verein neben dem VDH/FCI-anerkannten „normalen“ Zuchtbuch geführt werden.“
Nun wechselt der Schauplatz, bzw. der Vorstand des DWZRV. Es rumpelt gewaltig, eine neue Präsidentin wird gewählt. Sie hat sich offenbar zur Aufgabe gemacht, mal richtig „aufzuräumen“. Es gibt Differenzen mit anderen Vorstandsmitgliedern. Nicht zuletzt, weil die Präsidentin nicht gewillt ist, den (von Mitgliedern im Rahmen der Zuchtstrategie abgestimmten) Antrag des Sheltie-Backcross an den VDH zu senden. Drei Vorstandsmitglieder und zwei weitere aktive Mitglieder treten von ihren Ämtern zurück.
Als Mitglied hat man das Gefühl, der Verein dümpelt führungslos vor sich hin und alle sind, leider mal wieder, zerstritten.
Das Trauerspiel nimmt seinen Lauf: Das Backcross-Komitee möchte sich zum Meeting treffen. Alle Teilnehmer sind trotz der Widrigkeiten motiviert und möchten die weiteren Regeln für die Eintragung ins Register, die Begutachtung der Nachzucht des Programms, die Teilnahme der Nachzucht an Veranstaltungen und vieles mehr festlegen. Nun teilt die neue Präsidentin den Mitgliedern des Komitees mit, dass die Runde aufgelöst wird. Man werde ein neues „satzungskonformes“ Komitee einrichten und zu gegebener Zeit auf der Website des DWZRV darüber berichten.
Man kann sicher eine kritische Einstellung gegenüber des Sheltie-Backcrosses haben. Ich halte es auch für sehr wichtig, die Nachzucht der Versuchszüchtung innerhalb des Projekts gut und über viele Jahre zu überprüfen. Aber am Ende gab es eine mehrheitliche Entscheidung der Mitglieder im Meeting für den Sheltie im Programm.
Viel schlimmer ist noch, dass der erste Whippet-Backcross bereits geboren ist. Ohne festgelegte Regeln für die weitere Verwendung der Tiere und ohne ein kompetentes begleitendes Team. Das wurde mal eben entlassen. Einen Hinweis zur Bildung von beratenden Komitees gibt es übrigens nicht in der Satzung des DWZRV – hier kann man lange nach Satzungskonformität suchen.
So viel Willkür und – ich sage es jetzt einfach mal – Machtmissbrauch macht einen erstmal sprachlos. Da engagieren sich Menschen – unentgeltlich! Und aus tiefster Überzeugung für die gesundheitliche Weiterentwicklung einer Hunderasse. Stimmen sich ab, richten sich nach Züchter- und nicht zuletzt Mitgliederwünschen. Und dann kommt jemand daher, vermutlich ohne weiterführende Sachkenntnis, und macht all diese Arbeit zunichte. Mehr noch: unterstellt allen Aktiven inkompetentes und satzungswidriges Verhalten und Handeln.
Man stellt sich zu Recht die Fragen:
Was sind Vorstandsentscheidungen des DWZRV wert?
Was sind Mitgliederentscheidungen des DWZRV wert?
Geht es nur mir so, dass mich das ganze Szenario an das aktuelle politische Weltgeschehen erinnert?
Na dann, gute Nacht, DWZRV!